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Interview mit Beam
Autor: JoKer

Interview mit Beam

Beam ist ein bekannter Name in der Dance-Szene - um die Jahrtausendwende herum hat er seine bekanntesten Tracks veröffentlicht. Wir freuen uns ganz besonders, euch heute unser exklusives Interview mit Beam vorzustellen!

Hallo Michael, vielen Dank, dass du uns unsere Fragen beantwortest! Mit „Rhythm Of My Heart“ und „Amun 2020“ hast du dich musikalisch eindrucksvoll zurückgemeldet – was bedeuten dir diese Nummern?
 
"Nach siebenjähriger Pause vom Musikbusiness (davor war ich 25 Jahre jeden Tag voll in dem ganzen „Wahnsinn“ mittendrin), habe ich mich durch einen Auslöser, den ich in eurer zweiten Frage beantworten werde, gefragt, was die wichtigsten Dinge in meinem Leben sind und was mir gut tut. Da ist mir erst bewusst geworden, was für ein wichtiges Elixier und Element die Musik in meinem Leben ist. In allen guten und schlechten Zeiten hat mir die Musik immer wieder dabei geholfen, die diversen Phasen des Lebens glücklich und voller Ehrgeiz zu überstehen. Ich habe mich einfach im Studio eingeschlossen und nach langen Überlegungen dazu entschieden, wieder mal etwas Musikalisches zu machen. Ich wollte mich aber nicht an irgendwelche Trends halten, keine Kopie eines aktuellen Hits produzieren, sondern einfach etwas machen, was von meinem Herzen und nach meinem Geschmack kommt. Ich habe einfach das gemacht, was ich liebe und was mir Spaß gemacht hat. Der Touch an dem Anteil des „Ende 90er“ / „Anfang 2000er“-Sounds in beiden Tracks war das Ergebnis von etwas, was aus purer Lust, Freude und Spaß daran entstanden ist. Ich habe dabei mit keinerlei Erfolg gerechnet. Ich dachte, es ist so weit weg von dem, was gerade alles auf dem Markt erfolgreich ist, dass nur die engsten Fans es vielleicht mitbekommen und sich anhören werden…
Was dann an Feedback von DJs und Musikliebhabern kam sowie die Positionen in allen Dance-Charts, das war für mich wie ein Traum, aus dem ich nicht aufwachen wollte - aber es war doch real! Alleine deshalb liegen mir beide Tracks total am Herzen. Es ist etwas passiert, womit ich nie gerechnet habe, was mich in der schlimmsten Zeit meines Lebens irgendwie gerettet hat und mir die Kraft schenkte, nicht aufzugeben, sondern mit „jetzt erstrecht“ mein Leben zu retten…"

Wie angesprochen hast du privat leider durch eine schwere Krankheit einige Schicksalsschläge erleiden müssen. Wie wichtig sind dir in dieser Phase die Komponenten Musik und Fans?

"Ich habe dieses Jahr erfahren, dass ich an drei verschiedenen Krebsarten erkrankt bin (was sehr selten ist) und einer der Tumore bereits fleißig gestreut hatte und Metastasen bilden konnte. Die ersten Gespräche mit den besten Ärzten haben mich wachgerüttelt und mich umgehauen. In der ersten Woche habe ich mich total zurückgezogen, geheult und voller Ängste war ich eigentlich absolut überfordert, Entscheidungen darüber zu treffen, wie es weitergehen soll. Ich hatte zur Wahl, mich selber aufzugeben und innerhalb einer kurzen Zeit zu sterben oder mit allen Mitteln, die es gibt, mein Leben zu retten. Ich habe kurz vor dem Beginn meiner 18-wöchigen Chemo-Therapie mich dazu entschlossen, es auf Facebook publik zu machen und parallel - ohne zu wissen, wieviel Zeit mir verbleiben würde - ist mir bewusst geworden, dass ich sieben Jahre lang darauf verzichtet habe, was mich das ganze Leben begleitet hat und mit zu den wichtigsten Sachen meines Lebens gehört: Musik.

Was da an Feedback und Unterstützung von allen Menschen - egal ob als FB-Kommentar, Mail oder Anruf kam - war unfassbar!

Ich hatte mich entschlossen, dem Krebs den Kampf anzusagen - mit Chemo, positiven Gedanken, Glauben, der Berge versetzen kann, und der Unterstützung von all diesen Menschen, von denen ich nie erwartet hätte sie während der gesamten Zeit so an meiner Seite zu haben. Es ist unglaublich, wie sehr diese Menschen mir geholfen und auch Kraft gegeben haben, um das Ganze zu überstehen. Diese Menschen gaben mir die Kraft, wieder ins Studio zu gehen und etwas zu machen, was auch meiner Psyche und damit auch meinem Körper gutgetan hat. Kaum jemand kann es sich vorstellen, wie wichtig diese ganze Kombination aus eigener Kraft, Gedanken und Unterstützung von all diesen Menschen sich auswirken kann! Nach 18 Wochen Chemo und einer komplett umgestellten Lebensweise und mit der Kraft, die mir diese Menschen gegeben haben, kam dann der Befund, der einfach zeigte, dass es Dinge gibt, die sich selbst Ärzte nicht erklären können: Die Metastasen haben sich fast alle komplett zurückgebildet, der Haupttumor wurde  von der Chemo so angegriffen, dass er aufgehört hat zu streuen und ich bin jetzt für eine ganze Weile von der Chemotherapie befreit! Mit diesem Ergebnis hat keiner gerechnet! Das alles ist eine so beeindruckende Erfahrung in meinem Leben, dass ich mir geschworen habe, diesen Menschen für immer dankbar zu sein, den Kampf niemals aufzugeben und weiter mit dem zu machen, was mir schon immer geholfen hat: Musik!"

Anfang der 2000er warst du mit diversen Singles regelmäßiger Vertreter in den offiziellen Charts. Wenn du auf die Zeit zurückblickst, wie hat sich die Musikszene entwickelt?
 
"Ende der 90er / Anfang 2000er landete jeder Song meiner Projekte wie zum Beispiel „Beam vs. Cyrus“ oder „Beam & Yanou“ in den Spitzen der Dance-Charts – dann in den offiziellen Top 100 Verkaufscharts und damals mit Video-Rotations auf einem TV-Sender namens VIVA, der sehr wichtig gewesen ist. Es waren super schöne Zeiten, alleine die internationalen DJ-Bookings in diversen Ländern unseres Planeten waren unglaubliche Erfahrungen und Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Dadurch konnte ich diverse Kulturen, Menschen und wunderschöne und interessante Plätze auf der Erde kennenlernen. Diese Erinnerungen kann einem keiner mehr nehmen und sie begleiten mich mein ganzes Leben lang. Seit der Zeit hat sich das Musik-Business sehr geändert - sowohl positiv als auch negativ. Es ist sehr schwer geworden, seinen Lebensunterhalt nur mit Musikproduktion zu finanzieren. Da sind die ganzen illegalen Downloads, die sehr schlechte Bezahlung der Streaming-Dienste und auch die Überflutung des Marktes mit neuen Produktionen (leider teilweise auch totaler Einheitsbrei, der kaum einen Menschen begeistern kann). Natürlich gibt es auch positive Seiten: Die Künstler / Producer sind nicht mehr darauf angewiesen, einen Vertrag einer der Major-Companies zu bekommen und sich in eine totale Abhängigkeit mit teilweise schon unseriösen Verträgen zu begeben. Heutzutage gibt es dafür die diversen Musik-Distributions-Firmen (in meinem Fall Kontor New Media), die es ermöglichen, mit ihrem Know How, ihrer Technik, ihrer Erfahrung und ihren Möglichkeiten die Songs weltweit zu veröffentlichen aber die Art der Promotion, des Marketings usw. dennoch dem Künstler zu überlassen. Sicherlich ein Meilenstein in der Musikgeschichte. Ansonsten glaube ich fest daran, dass letztendlich der Endkonsument entscheidet, was ihm gefällt oder nicht!

In meinem Fall hat es mir Mut gegeben und gezeigt, dass man den Sound machen sollte, hinter dem man auch stolz steht. Man sollte sich nicht verbiegen oder immer nur das produzieren, was gerade der angebliche Trend ist. Gute Musik setzt sich immer durch – dies ist keine naive Vorstellung, sondern jahrelange Erfahrung und Beobachtung! 

Einen vierten Punkt möchte ich noch selber hinzufügen: Es handelt sich dabei um die jetzige Corona-Situation! Ich sehe seit dem Anfang dieser schrecklichen Zeit, wie Menschen aus Branchen wie Musik, Unterhaltung, Clubs, Festivals und natürlich auch aus anderen Bereichen gerade zu Grunde gehen und alles verlieren oder gerade so noch „am seidenem Faden“ ihren Betrieb / Lebensunterhalt erhalten können. Für mich ist es ganz schlimm das Ganze zu sehen. Es fühlt sich surreal an, aber es ist leider die Realität. Musik-, Club- und Festivalkultur sind sehr wichtige Bestandteile unseres täglichen Lebens und waren es schon immer. Ich bete zu Gott und halte jedem Einzelnen die Daumen, diese Zeit zu überstehen, sodass auch die zukünftigen Generationen es irgendwann wieder erleben können und sehen, wie diese Kulturbereiche unser Leben verschönern und wie wichtig sie sind! 

Ich hoffe, mit meinem langen Interview niemanden gelangweilt zu haben und wünsche uns allen, dass dieser Corona-Albtraum schnellstens zu Ende geht! Bleibt gesund, gebt nie auf - Hoffnung und positive Gedanken können viel bewirken! Ganz liebe Grüße aus Köln, Michael"

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